© Léa Girardin

Benjamin Schäfer | Identitäts-spiel

geschrieben am 20.11.2021
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“Wir sind viele” singen Tocotronic in ihrem gleichnamigen Lied. Jede Person muss täglich seine Rolle wechseln, muss Vater, Mutter, Liebhaber*in oder Lehrer*in sein. Andererseits steht es jedem Menschen frei, sich einmal “anders” zu verhalten und neue Blickwinkel zu erproben.

Berit Jäger beschäftigt sich schon lange mit Rollenbildern. Mit “Ben Ce” und “Berina Bergen” führt sie diesen Themenkomplex auf eine andere Ebene. Sie hat sich zwei andere Identitäten erschaffen, beide künstlerisch tätig: Ben Ce ist Informatiker und an Strukturen interessiert, Berina Bergen eine kinderlose Angestellte, die handfest bleibt und sich in der Kunst selbst verwirklicht.

Diese künstlerische Strategie ist langfristige Performance und der Versuch, etablierte Rollenmuster zu hinterfragen. Bewusst werden hier Klischees bedient – weil die Künstlerin selber sich diesen Klischees ausgesetzt sieht. Als Frau trifft sie auf einen Kunstbetrieb, der männlich dominiert ist. Vermeintlich “weibliche” Themen und Mentalitäten werden belächelt, Dominanzverhalten gefordert.

Also hat Berit Jäger mit Ben Ce und Berina Bergen eben diese beiden Pole – Mann/Frau, rational/emotional, Geist/Körper – künstlerisch artikuliert und ausgelagert. Die Anverwandlung findet auch körperlich statt: “Ich fühle mich anders, wenn ich Ben Ce bin. Ich gehe anders, sitze anders”, berichtet die Künstlerin. Das Rollenspiel dient ihr so als Selbstexperiment und Strategie, um den Kunstbetrieb zu karikieren.

Identity Play

“We are many”, the rock group Tocotronic sing in their eponymous song. Everybody has to change roles daily, become father, mother, lover or teacher. But then everyone is free to behave differently anytime, to try out new perspectives.

Berit Jäger has been dealing with role models for a long time. She takes that approach to a whole new level by establishing “Ben Ce” and “Berina Bergen”. They are other identities who are both doing art. Ben Ce is an IT specialist who is interested in structures. Berina Bergen is an employee without children who likes to keep her feet on the ground and to find fulfillment in art.

This strategy is a long-time performance to question common male/female role models. The other identities are laden with cliché, because the artist herself finds herself victim to those clichés. She is a woman artist in an art world that is dominated by males, who smile at “female” topics and mentalities, and who appreciate dominance behaviour.

So Berit Jäger “outsourced” the two poles of man/woman, rational/emotional, mind/body. The artist also changes physically: “I feel different while being Ben Ce. I walk, I sit differently,” she states. The role play to her is an experiment and a strategy to caricature the art world.